13.02.2023

Hände für die Energiewende

Unsere gemeinsame Veranstaltung mit der Handwerkskammer Freiburg am 10.02. im Rahmen der GETEC brachte den 50 Teilnehmenden neue Perspektiven auf die drei wesentlichen Herausforderungen der Energiewende im Handwerk: Fachkräftemangel, Materialengpässe, Bürokratie. "Wir wollen den Finger in die Wunde legen", kündigte Dr. Handirk von Ungern-Sternberg, Mitglied der Geschäftleitung der Handwerkskammer und Vorstandsmitglied der Klimapartner, an. Dass dies gelang, wurde in den intensiven und konstruktiven Diskussionen rund um die inhaltsstarken Vorträge deutlich. Herzlichen Dank an die Referenten und Teilnehmerinnen der Podiumsdiskussion! 

 

 

 

Eine Zusammenfassung der Veranstaltung erschien am 10.02.2023 in der Badischen Zeitung (von Jens Kitzler):

Gesucht: Hände für die Energiewende

Die Energiewende vor Ort müssen vor allem die Handwerksbetriebe umsetzen. Auf der Getec diskutierte man, warum das leider gar nicht so einfach ist.

"Energiewende – Wunsch und Wirklichkeit" hieß die von der Handwerkskammer und den Klimapartnern Oberrhein am Freitagnachmittag veranstaltete Diskussion im Rahmenprogramm der Messe "Gebäude Energie Technik" (Getec), gekommen waren 40 bis 50 Zuhörer, darunter Akteure aus Freiburgs Energiewende-Sektor und Vertreter regionaler Handwerksfirmen. "Für die Wende braucht es Hände", verhieß ein Plakat auf dem Podium. Warum diese Hände fehlen, erläuterte Gerd Zika vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg: Rund 4,7 Millionen Arbeitnehmer kämen innerhalb der nächsten fünf Jahre auf den Arbeitsmarkt. Gebraucht würden allerdings 4,9 Millionen. Die Folge: Engpässe bei Stellenbesetzungen in 36 von 144 Berufsgruppen. Was tun? Mehr Arbeiten und die Zuwanderung von Fachkräften fördern, so Zika. Unrealistisch, erwiderte ein Mann aus dem Publikum: Deutsche wollten kaum noch zu 100 Prozent arbeiten und ausländische Kräfte locke man schwer in ein Land, in dem Handwerk schlecht bezahlt sei, wo ihnen Ausländerfeindlichkeit begegne und es keine Wohnungen gebe.
 

Steile Lernkurve beim Handwerk nötig
Wärmepumpen sind eine Säule der Energiewende und das große Einsatzgebiet für das Handwerk. Peter Engelmann brachte die Expertise vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ein. Gegen den Einbau von Wärmepumpen in Bestandsgebäuden spreche technisch und vom Wirkungsgrad her eigentlich nichts, so der Wissenschaftler. Die Herausforderungen seien vor allem die Verfügbarkeit von Geräten – und von Installateuren. Die Technik selbst erfordere "eine steile Lernkurve beim Handwerk". Und Wärmepumpen brauchen Strom. Wo der herkomme, trieb in der Diskussion nicht wenige um. "Da sieht man, wie viel Informationsbedarf besteht", resümierte Moderatorin Anne-Kathrin Hillenbach.

Forscher Frank Kupferschmidt erläuterte danach, wie groß das Potenzial zum Bürokratieabbau in Deutschland sei und Herbert Swarowsky vom Regierungspräsidium lieferte die Innenansicht dazu – und beschrieb nebenbei auch, warum sich die Gesellschaft ihre Bürokratie auch selbst macht. "Die Leute klagen immer mehr, also sichert sich die Verwaltung immer mehr ab."

In der abschließenden Diskussion wurden, ergänzt um eine Vertreterin der Stadt und einen Vorstand der Handwerkskammer, die Themen vertieft und neue Problemfelder aufgetan. Genießt das Handwerk das notwendige Ansehen, um Nachwuchs anzuziehen? Der Inhaber einer Freiburger Sanitärfirma lieferte seine Erfahrung: "Ja, alle sagen heute, das Handwerk sei wichtig. Und dann sagen sie, meine Kinder sollen das aber nicht machen."